Colitis ulcerosa

Bei der Colitis ulcerosa sieht der Arzt, was ihr Name beschreibt: eine mit Geschwüren (= Ulcera) einhergehende Entzündung (= -itis), die immer im Dickdarm (= Colon) auftritt. Typische Anzeichen während eines Schubs sind Durchfälle mit Blut- und Schleimbeimengungen. Sie schwächen den Kranken und zwingen ihn fast stündlich zur Toilette.
Die Colitis ulcerosa ist eine meist vom Enddarm ausgehende chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Sie ist durch einen entzündlichen Befall des Dickdarms (Colons) gekennzeichnet. Im Gegensatz zum Morbus Crohn ist von der Entzündung nur der Dickdarm kontinuierlich betroffen und auf die Darmschleimhaut (Mukosa) und die darunterliegende Bindegewebsschicht (Submukosa) beschränkt.
Etwa 160 bis 250 von 100 000 Einwohnern in der westlichen Welt leiden an einer Colitis ulcerosa, wobei es in Deutschland 3 bis 3,9 Neuerkrankungen pro Jahr unter 100 000 Einwohnern gibt.
Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Ähnlich wie beim Morbus Crohn nimmt man eine krankhaft gesteigerte Immunreaktion gegen die Darmflora an. Es konnten mehrere Genmutationen identifiziert werden, die mit dem Auftreten von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung stehen. Stress und Belastungen können wesentlich zu einem schwierigen Verlauf beitragen und aktive Schübe der Krankheit auslösen.
Colitis ulcerosa wurde über einen langen Zeitraum ähnlich wie Morbus Crohn zu den psychosomatischen Krankheiten gezählt. Mittlerweile ist allerdings klar, dass die Colitis ulcerosa durch die genannten organischen Ursachen hervorgerufen wird, und dass die Psychosomatik allenfalls Begleit- und Folgeerscheinungen beeinflusst.

 

Symptome und Beschwerden

Klinisch stehen wiederkehrende Durchfälle (Diarrhoen), Darmblutungen und Koliken im Vordergrund. Der Verlauf der Colitis ulcerosa ist nicht vorhersehbar. Häufig ist der Beginn schleichend. Es gibt aber auch akute Phasen und schwerste Verläufe.
Problematisch im Alltag sind Stuhlinkontinenz und zwanghafte Stuhlgänge, die körperliche Schwächung an sich sowie Begleiterkrankungen und die Nebenwirkung der verabreichten Medikamente. Starke Blähungen können im Schub zur erhöhten Stuhlfrequenz führen. Die schubabhängigen Blähungen können teils an einer schubbedingten Zuckerunverträglichkeit liegen. Die Lebensqualität der Betroffenen wird entsprechend verringert. Auch psychischer Stress kann den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Hinsichtlich dieser unterschiedlichen Problemlagen ist es bei der Krankheitsbewältigung wichtig, die gesamte Lebenssituation in den Blick zu nehmen.

 

Begleiterscheinungen

Begleiterscheinungen außerhalb des Verdauungsbereichs (extraintestinal) sind ebenso wie beim Morbus Crohn festzustellen. Dazu gehören Arthritis, Osteoporose, Minderung der Knochendichte (Osteopenie), PSC und Sakroiliitis (darunter versteht man eine entzündliche, zerstörerische Veränderung der unteren Wirbelsäule).

 

Akuter Schub

Der akute Schub einer Colitis ulcerosa ist durch die typischen klinischen Beschwerden, das heißt blutige Durchfälle und gegebenenfalls beständigen schmerzhaften Harn- und Stuhldrang (Tenesmus), charakterisiert. Die Stuhlfrequenz kann 30 und mehr Stuhlgänge pro Tag betragen.
Bei einem schweren (fulminanten) Schub treten häufige blutige Durchfälle (Diarrhoe), Fieber über 38,5° C und ein reduzierter Allgemeinzustand sowie Gewichtsabnahme auf. Zusätzlich kann es zu Herzrasen (Tachykardie) und Blutarmut (Anämie) kommen.

 

Chronisch aktiver Verlauf

Ein chronisch aktiver Verlauf ist gekennzeichnet durch ein Fortbestehen der klinischen Symptome trotz einer angemessenen medikamentösen Therapie. Die Colitis ulcerosa lässt sich zwar nicht heilen, aber gut behandeln.

Häufig entwickelt sich bei chronisch aktiven Verläufen eine Abhängigkeit von Medikamenten. Nach einiger Zeit wirken sie schwächer oder können nicht unter einem bestimmten Wert dosiert werden, ohne dass sofort wieder starke Probleme auftreten. Man spricht dann von einem refraktären (nicht ansprechenden) Verlauf.

Diagnostik

Die Diagnose Colitis ulcerosa kann nur durch eine Darmspiegelung (Coloskopie) mit Probeentnahmen (Biopsien) und anschließender feingeweblicher Untersuchung gestellt werden. Differenzialdiagnostisch sind Erkrankungen mit ähnlichen endoskopischen Befunden abzugrenzen, insbesondere Morbus Crohn, weiterhin eine infektiös oder medikamentös bedingte Colitis.

 

Remission

Von einer Remission der Colitis ulcerosa wird gesprochen, wenn keine Diarrhoe (nicht mehr als drei Stühle täglich), kein sichtbares Blut im Stuhl sowie keine durch die Colitis ulcerosa bedingten Beschwerden vorliegen.